„Plattdeutsche Klassiker lesen!“

Fritz Reuter: Kein Hüsung

gekürzte Hörspiel-Fassung:


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7. DE MUURD

ERZÄHLER
Oll Brandt is in sien Sark ’rin lecht;
dor licht hei still; kein Graffräd secht,
wat hei all’ns ded un led’ hier unn’n;
hett sik ’t entsecht un hett ’t verwunn’n.
Hett still un sacht sien Läwen slåten:
Sien Wirken hett kein Spuren låten,
as ’t Åbendrot is hei verswunn’n.
Kein Fründschaft folgt em achter her –
denn Herrn sien Arbeit, de geiht vör.
Kein Nåwer dröcht sien arme Liek,
sien einzig Folg’ is sien Marik.
De ierste Snei in dissen Johr
sackt lies herunner up denn Frost,
up ’t frische Graff, in ’t witte Hoor,
un dusend stille Fåden wäwen
sik twischen Ierd un twischen Häwen
tau ’n fieerliches Liekenkleed.
Dat wickelt sik üm allens ’rüm,
üm ’t kolle Graff, üm ’t warme Läwen.
Un in Marik, dor sprääkt ’ne Stimm:
„Wat drückt Di so Dien grotes Leed?
Wat klåchst un truerst Du, Marik?
Vör Gott is Dod un Läwen gliek.
Hei deckt up ’t Läwen blassen Dod
un weckt ut Nacht dat Morgenrot,
hei lecht de Ierd in ’t Dodenkleed
un weckt sei up tau Frühjohrsläwen.
Un lecht hei up Di sweres Leed,
ward hei Di ok ein Frühjohr gäwen,
wo männig Blaum Di wedder wasst.“