„Plattdeutsche Klassiker lesen!“
Fritz Reuter: Kein Hüsung
gekürzte Hörspiel-Fassung:
Orthographie Reuter (2.Aufl. 1854) | Orthographie Herrmann-Winter 〉〉 |
Reuter mit Übers. | Herrmann-Winter mit übersetzung
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Kiekt Ein em in dat bange Ooch
un süht, dat ’t ut sien Angesicht
so tru un ihrlich ’rute lücht
un fäuhlt dat Hart, wo em dat slooch –
denn markt hei woll, denn weit hei wiss,
dat väl von Leif de Räd dor is.
Un kiekt hei ’n bäten in de Fiern
un süht de junge, witte Diern,
de langsam ’ranne wankt allein,
so blass un trurig antauseihn:
Denn weit hei ok, wer ’t dån em hett,
wer ’t Hart em hast’ger slågen lett.
Un süht hei sei so bleik un witt,
wo s’ sachting geiht denn Wech entlang,
weit hei, worüm sien Ooch so bang,
worüm dat in sien Hart so ritt.
Un neger kümmt de bleike Mågd.
Ehr Ooch, dat süht so still verzåcht,
so trånenmäud in de Natur,
as wenn ’t de Welt vör Gott verklåcht.
Un as sei ängstlich üm sik kiekt,
ob sei ok Einer süht dor ståhn,
sliekt sei sik liesing dicht heran
un steiht un süüfzt:
MARIK
„Slöppst Du, Jehann?“
JEHANN
„Wat? – Slåpen? – Ik?
Mariken, slåpen?
Gott erbarm! – Kumm, sett di dål.“