Schreibung:
Original (1856)
Original (1856) mit Übersetzung 〉〉
normiert 〉〉

Klaus Groth


Min Jehann

[Des Dichters Bruder]

Ik wull, wi weern noch kleen, Jehann,
    Do weer de Welt so grot!
Wi seten op den Steen, Jehann,
    Weest noch? bi Nawers Sot.
        An Hȩben seil de stille Maan,
        Wi segen, wa he leep,
        Un snacken, wa de Himmel hoch
        Un wa de Sot wul deep.

Weest noch, wa still dat weer, Jehann?
    Dar röhr keen Blatt an Bom.
So is dat nu ni mehr, Jehann,
    As höchstens noch in Drom.
        Och nȩ, wenn do de Scheper sung,
        Alleen, int wide Feld:
        Ni wahr, Jehann? dat weer en Ton!
        De eenzige op de Welt.

Mitünner inne Schummerntid
    Denn ward mi so to Moth,
Denn löppt mi’t langs den Rügg so hitt,
    As domals bi den Sot.
        Denn dreih ik mi so hasti um,
        As weer ik nich alleen:
        Doch Allens, wat ik finn, Jehann,
        Dat is — ik sta un ween.

„Min Jehann“ ist im Oktober/November 1851 auf Fehmarn entstanden und seit der ersten Auflage im „Quickborn“ enthalten.
Abdruck nach: Klaus Groth: Quickborn. Volksleben in plattdeutschen Gedichten ditmarscher Mundart. 6. vermehrte und verbesserte Auflage. 1856. Seite 2 f.
Das Gedicht wurde 35 mal vertont.
Lesung Reimer Bull 〉〉 aus: Op Visiten bi Klaus Groth [Tonträger] 〉〉 (mit freundlicher Genehmigung des Quickborn-Verlages)
Interpretation: Wapnewski, Peter: Brunnen, Mond und Stille. Eine Interpretation von Groths „Min Jehann“ aus der von Marcel Reich-Ranicki besorgten Reihe „Frankfurter Anthologie“ der FAZ.
abgedruckt in: In: Jahresgabe der Klaus-Groth-Gesellschaft, 39 (1997). S. 25-28.