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Klaus Groth


Heinrich von Zytphen

1524 Dec. 11

De Wächter reep. Ganz Möldorp slöppt, de Rȩgen pallscht in Ström’.
Vunt Kloster glinstert noch en Licht gȩl dær de Ipernböm.

Ant Finster treckt der Schatten lank, un Stimm’ un Schritt ward lud:
De Dær störtt op - in bloten Kopp en Mann in Rȩgen rut.

Se hebbt em knȩwelt as en Oss, he geit op blote Föt;
En Tropp vun Minschen folgt em na in Mantels, Röck un Höd.

Se treckt em langs den Klosterhof un langs de düstre Strat,
De Wächter steit vær Schrecken still as se væræwergat.

Sin Hornlüch gev en bleken Schin den Minschen int Gesich;
De Wächter stunn un nüel de Kopp un stæhn: Herr Heinerich!

De gung so still in Düstern fort, un weer so bleek un natt,
Stumm folg de ganze Minschentropp un stött em dær de Stadt.

En Ketzer finnt keen Rad un Hölp! se stöt em ut den Ort,
Un denn mit Larm un mit Getös’ den Weg na Heide fort.

Se stöt em langs de depen Wȩg, se slat em wenn he fallt:
De Nordermöller hört mit Angst, wa’t ut den Moorweg schallt.

Keen Hölp! se jagt em dær de Nacht, inn Rȩgen dat dat strömt:
In Möldorp slöppt doch menni Hart, dat vun Herr Heinri drömt.

In Möldorp wakt doch menni Seel, un dankt em fromm un stumm,
Un denkt an sin gewalti Wort vunt Evangelium.

Un he mutt barfot dær den Frost, un wenn he fallt un bȩd,
So flucht se em un schellt se em, un stöt em vunne Stȩd.

Int Swinmoor is ni Weg noch Steg, dar geit dat wild hendær,
Bi Hemmingstȩd liggt he as dot, se binnt em achtern Pȩrd.

Bi Braken slȩpt se em værbi, an Hogenheid, nat Norn:
De Dag de graut, do seht se bleek de Heider Karkenthorn.

Keen Rad? Herr Boje hett doch rȩdt mit all sin Macht un Kunst!
Keen Hölp! Sogar en rike Fru bo’ Geld un Gold umsunst!

Bi düstre Nacht, as Schelm un Dev, so heeln de Bösen Rath,
As Möldorp wak de annern Dag, do weer dat All to lat! -

De Tropp heel still int Morgengrau to Süden anne Weid.
Denn brok he op to Osten um, dweer æwern Lüttjenheid.

De dar al wak, de seeg mit Schreck den Schinner op en Pȩrd,
En Mann de blött un kum noch lȩv fastknȩwelt achtern Steert.

En Tropp in natte Mantels stött em vörwarts wenn he sunk:
Dar wag toletz en ole Fru, broch em sin letzten Drunk.

To Norn de Heid dar weer en Platz, dar legen Steen un Schutt,
Dar harrn se hoch ut Holt un Törf en Sünderhupen bu’t.

Dar lepen Minschen bald tohop un brochen Spön un Stroh:
Gar menni meen en gude Dt, un dȩ sin Deel darto.

En Geestbur fahr verbi na Marsch, de broch sin Bündel Heid;
Herr Heinri bȩ: Vergȩv em Gott, he weet ni, wat he deit!

Herr Heinri bȩ: Vergȩv se Gott, se weet ni, wat se dot!
Do schin op Heid un op de Geest dat helle Morgenroth.

De Klot de qualm, de Rȩgen ström, de Himmel weer as Für.
Herr Heinri bȩ in Damp un Qualm: O Herr vergib auch mir!

In Qualm un Rȩgen lur dat Volk: Gott wull ni, dat dat brenn.
Do keem en Smid, un mit en Slag harr alle Qual en Enn’.

In Möldorp ween Herr Boje lud, bet Sachsen weenn se Thran,
Doch Docter Martin sä: „das Wort sie sollen lassen stan!“

„Heinrich von Zytphen“ erschien zuerst in der dritten Aufl. des „Quickborn“.
Zu Zeile 35 Spätere Schreibweise: „En Tropp in natte Mantels stött em værwarts wenn he sunk“. (Gesammelte Werke, IV, 134)).
zu Zeile 49 „bet Sachsen weenn se Thran“: Martin Luther veröffentlichte über die Ereignisse in Dithmarschen und Heinrich von Zytphen eine Schrift, die durch mehrere Auflagen stark verbreitet war und auch ins Niederdeutsche übersetzt wurde: „Van Broder Henrico in Dytmarschen vorbrent“, online: suub.uni-bremen